In einem Brief von 1891 an den Osnabrücker Bischof erwähnt Pastor Brinckwirth, dass zur Betreuung der Kommunikanten, die sich 2 Monate in der ehemaligen Ausspanne „Flora“ zur Vorbereitung aufhalten, Hilfe durch zwei Ordensschwestern notwendig wäre. 1908 hat die Gemeinde noch keine Hilfe, besonders für die ambulante Pflege. Leffers schreibt an das Mutterhaus der „Grauen Schwestern von der Hl. Elisabeth“ in Breslau, doch von dort kommt am 21. September 1908 eine Absage. Ein Angebot kommt plötzlich am 29. September vom Bischof Hubertus von Osnabrück, die Ausbildung der Thuiner S.-Franziscus-Schwestern doch für Rostock zu nutzen.
Ein erster Kontrakt zwischen der Gemeinde und der Schwesternkongregation wird am 1. Februar 1908 von der Generaloberin Schwester M. Chrysostoma und Pfarrer Leffers unter-zeichnet.
Mit Sr. M. Hermenegild kommt am 23. März 1909 die erste Ordensschwester nach Rostock, ihr folgt Sr. M. Crecentia am 7. April 1909 und Sr. M. Arsenia am 6. Mai 1909. Häusliche Pflege und Betreuung von Kommunionkindern waren die ersten Aufgaben der Schwestern. Im November 1913 schrieb Pastor Leffers an die Oberin in Thuine, dass er die Möglichkeit hat, eine Privatklinik für die Gemeinde zu kaufen. Er bittet die Oberin um ihre Unterstützung. Mit der Zusicherung der Hilfe im Interesse des Ordens gelang 1914 die Gründung der Katholischen Klinik „St. Georg“, die auch in den schweren Jahren der Inflation durch Hilfen überlebte. Ein Vertragsabschluss vom 19. März 1920 zwischen der Generaloberin und dem Kirchenvorstand festigte die Arbeit der Klinik in der Paulstr. 27.
Ein hohes Ansehen der Ärzte, Ordensschwestern und Helfern gelang, sie kannten alle ihre Berufung. Am 24. Oktober 1938 verstarb in dieser Klinik – Ernst Barlach aus Güstrow, Bildhauer, Maler und Schriftsteller.
In der Augustenstr. 85 konnte durch Kauf einer Kinderklinik endlich das große Problem der Vorbereitung der Kinder zur Erstkommunion gelöst werden. 1919 war aber die Notwendigkeit eines Kinderheims in den Vordergrund gerückt, der erste Säugling wurde am 6. Mai 1919 aufgenommen. Pfarrer Leffers war mit Arbeit völlig überlastet, trotzdem gelang es ihm, den Bischof von Osnabrück zu überzeugen, in Müritz ein Hotel zu erwerben, das für die Vorbereitung zur Erstkommunion, zur Firmung und zur Erholung genutzt werden sollte.
Im Kinderheim konnten etwa 60 Kinder leben – vom Säuglingsalter an, es gab dort auch Säuglingsschwestern und eine Ausbildung. Kinderheim und Klinik hatten aufopferungsvolle Schwestern und viele Ehrenamtliche, besonders den Elisabethverein und die Jungfrauen-Kongregation. Selbst die Inflation wurde mit Hilfe Vieler durchgestanden. Im Jahre 1939 hoben die Verantwortlichen des Nazi-Reichs das geliebte Kinderheim auf, die Schwestern setzte man im Dezember einfach vor die Tür. 1929 war ein großer Wunsch von Prälat Leffers möglich geworden. Ein Haus in der Lindenstraße konnte erworben und als Schule entwickelt werden, gestützt vom Bonifatiusverein und dem Schutzengelverein. Laut Ministerial-Genehmigung durften von sechs Lehrkräften nur zwei weiblich sein, diese Stellen erhielten die Ordensschwestern Sr. M. Agnesia und Sr. M. Celestina. 1938 lernten in der Schule 321 Schüler – 150 Knaben und 171 Mädchen, zu Beginn des neuen Schuljahres Herbst 1938 ließ die Staatsmacht die Schule schließen. Wieviel Liebe, Kraft und Aufopferung war von den Schwestern in Kinderheim und Schule geflossen!
Bomben trafen unsere Klinik „St. Georg“ in der Nacht vom 25. zum 26. April 1942, die Schwestern konnten alle Patienten retten. 76 Ordensschwestern waren bis zum 31. Mai 1939 für unterschiedliche Zeiträume in Rostock, um Gott und den Menschen zu dienen. Nach der durch Bombardierung verlorenen Klinik kümmerten sich die Ordensschwestern um die Krankenpflege in der Kirchgemeinde und um die Kinder, der zur Arbeit zwangsverpflichteten Mütter.
Die Notwendigkeit einer von Ordensschwestern geführten Klinik erhob immer wieder die ehemalige Buchhalterin der Klinik, Minna Köppe. Ein Hauskauf der Kirchgemeinde war verboten, Prof. Ernst Franke, mit jahrelanger Verbindung zur Klinik „St. Georg“, konnte selbst ein Haus in der August-Bebel-Str. erwerben, in dem die Ordensschwestern ab 20. März 1943, dank Minna Köppes Organisationstalent, Patienten helfend zur Seite standen.
Am 1. April 1944 wurde durch Bombenangriff die Christuskirche am Schröderplatz zerstört, im Sakristeikeller starben: Kaplan Hermann Fuhler, Pater Wilhelm Köning, Vikar Gerhard Bußmann, Pfarrhelferin Maria Lohle, Haushälterin Anna Wolka, Hausgehilfin Helene Smajewski sowie zwei Ordensschwestern Sr. Agnesia und Sr. Albina. Prälat Leffers und seine Cousine überlebten verletzt.
1945 konnte, mit Hilfe vieler Flüchtlinge und Vertriebenen, die Kirche wieder aufgebaut werden, am 15. Mai 1949 feierte die Gemeinde mit der Altarweihe den Wiederaufbau.
1948 verstarb Prof. Dr. Ernst Franke und es gelang, unter großem Einsatz, die Klinik für die Gemeinde zu kaufen. Klinikschwestern waren: Sr. Ansgari, Sr. Ermenilda, Sr. Egfrida, Sr. Radulfa, Sr. Marca. Allerdings war der Christusgemeinde verboten, einen Kindergarten oder eine Schule neu zu gründen. Die verbliebenen Ordensschwestern kümmerten sich in der Lindenstraße stundenweise um einige nicht schulpflichtige Kinder, in der Gemeinde um den Sakristeidienst, die Ministrantenausbildung und Betreuung, Religionsunterricht sowie die Religiösen Kinderwochen, die jedes Jahr gut vorbereitet wurden. Die Gemeinde war dankbar, die Schwestern aus der Lindenstraße 1960 nach dem 5 Jahre dauernden Bau des Gemeindehauses nun in ihrer Mitte zu haben. 1961, nach dem Mauerbau, wurde unsere katholische Gemeinde stark unter Druck gesetzt: Der Glaube an Gott war im geplanten Kommunismus nicht notwendig. Eltern gründeten Hauskreise, um sich und ihre Kinder gegenseitig stützen zu können. Unsere Klinik konnte keinen Chirurgen mehr gewinnen, Sr. Marca verstarb, Oberin wurde Sr. Ansgari, Sr. Egfrieda wurde nach Neustrelitz versetzt, Sr. Palmatia kam aus dem ambulanten Dienst und nach aufwendigem Papierkrieg, durfte Sr. Rosalind 1964 aus Westberlin über Thuine in unsere Klinik zur Unterstützung einreisen. Am 16. Januar 1969 entschied die Stadtvertretung den Aufbau des sozialistischen Stadtzentrums und damit den Abriss der Kirche und Anlagen. Pastor Schnitzler, Gemeindemitglieder, evangelische Pastoren wehrten sich mit Briefen an die Stadt, eine zweite persönliche Aussprache fand nicht statt. Letztendlich konnte mit Kardinal Bengsch und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz der Finanztransfer zwischen Ost und West genutzt werden, um Geld für den Kirchbau zu erhalten, für 3,5 Millionen DM Kupferlieferung erhielt die Gemeinde 3,5 Millionen DDR-Mark. Am 17. Juni 1969 teilten zwei Herren der Stadtverwaltung den Schwestern die Schließung der Klinik zum 30. September mit, es stand angeblich einem Neubau im Wege. Nun waren die Schwestern wohnungslos, da ja auch das Gemeindehaus bei Kirchenabriss verkauft werden musste. Mit Mühe konnte in der Leonhardstraße eine Unterkunft für Schwestern zeitlich zur Verfügung erreicht werden. Sr. Ansgari und Schwester Rosalind wurden Angestellte der Südstadtklinik in der ambulanten Pflege. Sr. Longina wurde nach Neustrelitz versetzt, 1971 zogen Sr. Palmatia und Sr. Radulfa ins Mutterhaus, Sr. Rosalind und Sr. Ansgari ins neue Gemeindezentrum. Am 26. Oktober 1972 feierte die Gemeinde ihr 100-jähriges Jubiläum. St. Josephine, 1944 zur Hilfe geschickt, kam 1972 nach Berlin.
1978 kam Sr. Rosalind in den Gemeindedienst als Sakristanin, wurde zuständig für die Ministranten, sowie bei kirchlichen Veranstaltungen verantwortlich für das leibliche Wohl. Tatkräftig und lebenslustig mit Gottvertrauen waren ihr viele Gemeindemitglieder zugewandt und unterstützten sie. Sr. Matthäa stand weiter in der ambulanten Pflege und Sr. Rita schneiderte und war im Haushalt zuständig. Ab 1990, mit der Einheit Deutschlands, konnten plötzlich Träume der Gemeindemitglieder Wirklichkeit werden. Wir gründeten die „Aktion Katholischer Christen“, erhielten Unterstützung von Hamburg, sahen uns in Trier um und versuchten den Aufbau von Kindergarten und Schule. 1992, im April, konnten wir das „Prälat-Leffers-Haus“ in der Augustenstraße 85 (unser früheres Kinderheim) für soziale Dienste/Caritas einweihen. Aus einem nicht mehr benötigten Betriebs-kindergarten wurde unser Kindergarten „St. Martin“ geschaffen. Ostern 1998 kam Sr. Ingetraud zu uns nach Rostock und nahm sich der Ministranten an, übernahm den Sakristeidienst und organisierte die Religiösen Kinderwochen mit. Endlich gelang im Oktober 1997 die Gründung eines Schulvereins, und wir konnten wieder eine Schwester aus Thuine werben. Sr. Birgit kam im Juli 1998 als erste Schulleiterin nach Rostock. 1998/1999 begannen 43 Schüler in provisorischen Räumen, doch zum Schuljahr 1999/2000 konnten die inzwischen 5 Klassen zählenden Schüler schon in den fertiggestellten Südflügel des Neubaus umziehen. Die Arbeitskraft war hoch, doch die Freude, den Kindern so eine Schule zu ermöglichen, der Ausgleich. Ab 2005 übernahm Herr Ingelath als Schulleiter, da um den Zweig Regionalschule/Gymnasium erweitert werden konnte. Am 18. Juli 2008 wurden Sr. Birgit und Herr Ingelath in den Ruhestand verabschiedet. Sr. Ingetraud und Sr. Birgit erhielten 2009 mit Sr. Bernadett eine tolle Haushaltsschwester, aus Neustrelitz kam 2013 Sr. Gerlind zur Gruppe, sie wurde vor ihrem Weggang nach Thuine genauso gut betreut wie davor Sr. Rosalind.
Bei einem Besuch bei den Schwestern wurde man stets freundlich aufgenommen. Sr. Birgit hat im Südstern oft über die Gemeinde und ihre Mitglieder berichtet. Die jährliche „Offene Weihnacht“ für Alleinstehende und Einsame wird fehlen und die Senioren werden sie vermissen. Wer macht den so selbstverständlichen Sakristeidienst, die Vorbereitung des Altares zum Gottesdienst und wer kümmert sich und fordert die Ministranten? Sr. Bernadett hat sich um Gesundheit und Wohlergehen ihrer Mitschwestern und Anderer gesorgt, eine Berufung, die viel Energie für jeden Tag braucht.
Wir danken allen für Ihren Einsatz und wünschen von Herzen Gottes Segen für Ihren weiteren Weg.
Ulrike Jahnel